TCALL – Transfercluster Akademischer Lehrpflegeeinrichtungen in der Langzeitpflege – Bremen
Die T!Raum-Initiative
Die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Erbringung von Langzeitpflege ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Denn die Zahl pflegebedürftiger Menschen steigt, während die Zahl von Personen im erwerbsfähigen Alter sinkt. Die Bewältigung dieser Herausforderung verlangt technische und organisatorische Innovationen in Einrichtungen der Langzeitpflege. Jedoch erweisen sich Pflegeeinrichtungen bisher als weitgehend strukturkonservativ und innovationspassiv. Sie haben oft nur ein geringes Wissen über neue technologische und organisatorische Entwicklungen und keine durchgehend etablierte Wissenskultur im Sinne einer wissenschaftlichen Evidenzbasierung. Technische Innovationen werden zwar modellhaft erprobt, aber nicht unter Realbedingungen getestet und schaffen es oftmals – mangels Implementationsunterstützung – nicht in den Alltag. Langzeitpflegeeinrichtungen sind dadurch mit Herausforderungen konfrontiert, die sie allein nicht lösen können.
Hier setzt die Arbeit von TCALL an. Die T!Raum-Initiative installiert erstmals in Deutschland eine stabile Innovations- und Transferstruktur im Bereich der Langzeitpflege. Technologische und organisatorische Neuerungen werden in „akademischen Lehrpflegeeinrichtungen“ vernetzt erprobt, evaluiert und in den Pflegealltag implementiert. Die erzielten Innovationen konzentrieren sich zunächst auf den Transferraum, sollen perspektivisch aber auch darüber hinauswirken. TCALL fokussiert sich dabei auf die Bereiche Qualitätsentwicklung, Personaleinsatz, Digitalisierung und dezentrales Lernen. Die Initiative verbessert so proaktiv
- die Lebensqualität von Menschen mit Pflegebedarf sowie ihrer Angehörigen,
- die Qualität der Pflege und
- die Qualität der Arbeit der in der Langzeitpflege Tätigen.
Ziele und Transferansatz
TCALL ermöglicht eine enge Verknüpfung von Forschung, Lehre und Praxis. Dabei geht TCALL weit über die üblichen Transferformate hinaus und schafft einen für Deutschland einmaligen Innovations- und Transferraum. Denn in den beteiligten Praxiseinrichtungen werden technische und organisatorische Innovationen nicht nur erprobt und evaluiert. Wenn sie den Praxistest unter Realbedingungen bestehen, werden sie – begleitet von Aus- und Weiterbildungsangeboten – auch in den Pflegealltag integriert und von dort in die Transferregion übertragen. Gleichzeitig ist die Rückkopplung von Ergebnissen aus der Versorgungs- und Bildungspraxis zurück in die Wissenschaft ein zweiter Transfereffekt aus dem Projekt – auch das ist ein bisher so nicht vorhandener Innovationsweg. Dieser bidirektionale Transferprozess wird durch direkt in den Pflegeeinrichtungen wirkende Transformations- und Innovationsagent:innen (TIA) der Forschungseinrichtungen sichergestellt.
Was erprobt wird, wird gemeinsam von Forscherinnen und Forschern und den Pflegeeinrichtungen entschieden. Dabei wird Anbietern technischer Innovationen die Möglichkeit geboten, ihre Produkte für eine Erprobung vorzuschlagen. Die entstehenden Erfahrungen werden dann auf andere Einrichtungen der Transferregion übertragen.
Region
Das Land Bremen ist zwar eine strukturschwache Region, im Bereich der Pflegeforschung und des Transfers aber einer der leistungsstärksten Standorte in Deutschland. Zudem erlebt das Land Bremen seit einigen Jahren einen wirtschaftlichen Strukturwandel. Der Arbeitsmarkt verlagert sich immer stärker aus dem Industrie- in den Dienstleistungssektor. Im Dienstleistungsbereich, zu dem auch die Pflege gehört, arbeiten derzeit knapp 80 Prozent aller Beschäftigten im Land Bremen. Der arbeitsintensive Bereich Gesundheitswesen ist dabei die Branche mit dem größten Erwerbstätigenanteil (7 Prozent) – und gleichzeitig vom Fachkräftemangel betroffen. Mit Blick auf diesen regionalen Strukturwandel kommt der Arbeit von TCALL eine große Bedeutung zu. Sie hat darüber hinaus, aufgrund ähnlicher Problematiken bundesweit, ein hohes Übertragbarkeitspotential auf andere Regionen.
Partner
Die initialen Akteure von TCALL sind die Universität Bremen, vertreten durch das SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik und das Institut für Public Health und Pflegeforschung, das Zentrum für Pflegeforschung und Beratung der Hochschule Bremen, das Bremer Zentrum für Pflegebildung, der Integrierte Gesundheitscampus Bremen sowie Pflegeeinrichtungen der Caritas und der Johanniter.
Die beteiligten Akteure der Universität Bremen verfügen über langjährige Erfahrungen u. a. in evaluativen Projekten sowie in den Bereichen Qualitätsentwicklung, Personalbemessung, Digitalisierung und Ausbildung. Auch die Hochschule Bremen weist einen Schwerpunkt in der Qualifizierung von Pflegenden im Rahmen der akademischen Bildung auf.
Die Johanniter sind mit dem Johanniterhaus Bremen, die Caritas mit dem Haus St. Elisabeth und dem Haus St. Franziskus beteiligt. Der Einbezug mehrerer Langzeitpflegeeinrichtungen ermöglicht es, die Projekte breiter zu streuen und so eine ansonsten drohende Überlastung eines einzigen Hauses zu vermeiden.
Zu den initialen Partnern gehören zudem das Bremer Zentrum für Pflegebildung als zentraler Anbieter für die Ausbildung in der Pflege in freigemeinnütziger Trägerschaft in Bremen und der Integrierte Gesundheitscampus. Das Bremer Zentrum für Pflegebildung ist an allen Aktivitäten beteiligt, die das Thema „Ausbildung“ betreffen, und unterstützt insbesondere die Umsetzung der dezentralen Lerninfrastruktur. Der Integrierte Gesundheitscampus versteht sich als strategische und kreative Klammer der Bremer Akteure aus den Bereichen Gesundheitswissenschaft, Ausbildung von Gesundheits- und Pflegeberufen, Gesundheitswirtschaft und Gesundheitswesen. In TCALL sichert er vor allem den Transfer in die Transferregion Bremen und unterstützt die Dissemination von Ergebnissen.
Kontakt
Prof. Dr. Heinz Rothgang
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58557
E-Mail: rothgang@uni-bremen.de