Nachhaltiger bauen und mehr sanieren : Datum:

Das erste Carbonbeton-Haus der Welt entsteht und damit wächst auch das Interesse an dem innovativen Baustoff. Das Zwanzig20-Konsortium „C³“ präsentiert die bisherigen Forschungsergebnisse beim Rundgang auf der „CUBE“-Baustelle.

Zweispurige Autobahnbrücke mit Baustelle
Die Dresdner Carolabrücke ist die erste mit Carbonbeton verstärkte Großbrücke. Die Gewichtsersparnis durch das leichtere neue Material ermöglichte eine Verbreiterung der Brücke um 65 Zentimeter. © C³ – Stefan Gröschel

Zum ersten Mal dürfen Besucherinnen und Besucher eine der spannendsten Baustellen Deutschlands betreten. Vor der Absperrung drängen sich behelmte Menschen, die meisten sind vom Fach. Der „CUBE“ zeigt schon klare Formen. Eine filigrane, nur wenige Zentimeter schmale Carbonbeton-Mauer ragt aus der „BOX“, dem Teil des Hauses, das aus Fertigbetonbauteilen besteht. Die Kür des ungewöhnlichen Bauwerks steht kurz bevor: die 40 Meter lange, geschwungene Form der Dachkonstruktion „TWIST“ soll in einem aufwändigen Verfahren in mehreren Lagen gegossen werden. Damit wollen die Bauherren und Partner des C³-Konsortiums zeigen, was mit dem neuen Baustoff möglich ist. Neben ungewöhnlichen Formen und effizient produzierten Fertigbauteilen sind das auch Wände, in die zum Beispiel Heizelemente und Sensoren integriert sind.

Neue Richtlinien und Normen für breitere Anwendung

Noch ist ein solches Bauwerk eine Seltenheit und dient vor allem Forschungszwecken, da für Carbonbeton-Bauvorhaben jedes Mal eine Einzelgenehmigung notwendig ist. Die Beteiligten von C³ wollen den Einsatz von Carbonbeton standardisieren und ihn für Bauträger erleichtern. Die aus der Technischen Universität Dresden gegründete CARBOCON GmbH kümmert sich darum, neue Richtlinien und Normen zu erwirken. Das eigens dafür gegründete Bündnis CARBOrefit® will die Zulassung des Baustoffs kontinuierlich erweitern. Nur dann kann Carbonbeton ähnlich wie herkömmlicher Beton für diverse Bauvorhaben eingesetzt werden. Dazu soll vor allem das Verstärken von baufälligen Brücken gehören. „Heutzutage wird zu viel zu schnell abgerissen“, sagt Alexander Schuhmann von der CARBOCON GmbH. „Erhalt sollte immer vor dem Abriss stehen, das verbessert auch die Ökobilanz.“ Einen ersten Erfolg haben Schuhmann und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter schon erzielt. CARBOrefit® hat eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für drei verschiedene Carbon-Gittertypen erwirkt, mit denen Bauwerke – ohne Einzelfallgenehmigung – mit Carbonelementen saniert und ausgebessert werden können.

Dass Carbonbeton immer mehr in der Praxis ankommt, zeigt auch die Sanierung der „Hyparschale“ in Magdeburg, an der die CARBOCON beteiligt war. Die Hyparschale ist ein architektonisches Highlight, eine denkmalgeschützte Mehrzweckhalle aus dem Jahr 1969. Statt mit 14 Zentimetern Spritzbeton ist das Dach mit nur zwei Zentimetern Carbonbeton verstärkt worden. Dadurch konnten 50 Prozent der ursprünglich für den Bau einzusetzenden Materialien eingespart werden.

 Rentabel und nachhaltig

Dass sich Carbonbeton durch seine Stabilität und einen im Vergleich zu anderen Baustoffen geringeren Materialeinsatz sehr gut für die Ertüchtigung maroder Brückenbauwerke eignet, hat C³ bereits gezeigt. Partner des Konsortiums waren an der Sanierung der Carolabrücke in Dresden und der Niddabrücken in Frankfurt am Main beteiligt. Um Risse in Brücken und anderen Bauwerken frühzeitig zu erkennen, hat ein C³-Projektteam Versuche mit – in Carbongitter eingebrachten - Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren unternommen. Der Unternehmenspartner solidian GmbH nutzte Carbonbeton für Fassadenelemente eines Neubaus in Mannheim. Im Vergleich zu Stahlbeton-Elementen wiegen diese 24 Prozent weniger und sind nur drei statt acht Zentimeter dick. So hat das gesamte Gebäude 30 Quadratmeter Fläche gewonnen. Die höheren Mieteinnahmen gleichen die Mehrkosten für die Carbonbeton-Fassade aus. Der geringere Materialverbrauch und die längere Haltbarkeit verbessern die CO2-Bilanz im Vergleich zur Stahlbeton-Fassade. Diese und viele andere Beispiele zeigen, dass ein Umdenken in der Baubranche begonnen hat. Carbon Concrete Composite – C3 e.V. ist maßgeblich daran beteiligt. Mit dem Carbonbeton-Haus CUBE will das Konsortium zeigen, was mit dem Baustoff künftig alles möglich sein kann. 

Weitere Informationen

Zwanzig20-Konsortium C³

c3