„Wasser marsch“ – alte Ansage, neue Inhalte

Wer den Kick der Gefahr sucht, ist bei der „Feuerwehr der Zukunft“ an falscher Stelle. Die priorisiert Gefahrenminimierung und Gesundheitsschutz auf höchster Stufe – und eröffnet dabei neue Geschäftsfelder, die für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen.

Löschdrohne
Löschdrohnen könnten zielgenau dort eingesetzt werden, wo der Brandort für Einsatzkräfte schwer zugänglich oder gefährlich ist. © NatureTec GmbH

„Wasser marsch!“ Mit dieser Ansage beginnt ein Löscheinsatz der Feuerwehr – oder Wettkämpfe der Kinder- und Jugendfeuerwehren. Vor allem in dörflichen Regionen sind letztere gesellschaftliche Höhepunkte. Hier wurden speziell in Ostdeutschland nach 1990 viele neue Feuerwehrhäuser gebaut. Mittlerweile allerdings entsprechen sie nicht mehr den aktuellen Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit. Und mit „Wasser marsch“ ist es nicht mehr getan, wenn die Feuerwehr zu brennenden Solardächern oder zu Unfällen mit E-Autos gerufen wird.

Das brandenburgische Ludwigsfelde ist traditioneller Standort für Feuerwehrtechnik und -ausrüstung. Hier weiß man um die neuen Herausforderungen an Lösch- und Rettungsdienste. Mit Partnern aus Regionen entlang der Bundesstraße 101, die von Berlin über Brandenburg, Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen verläuft, hat Ludwigsfelde das Innovationskonzept „B-101-Region – Feuerwehr der Zukunft“ erstellt. Nun bewirbt sich das Bündnis damit für die Umsetzungsphase des Förderprogramms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesforschungsministeriums. Das Konzept fußt auf den Ergebnissen von fünf Online-Veranstaltungen und vielen detaillierten Fachgesprächen, die in den letzten sechs Monaten geführt wurden. Inhaltlich ging es darum, wie sich die Regionen unter dem Thema „Feuerwehr der Zukunft“ neu aufstellen und einen wirtschaftlichen Aufschwung generieren können.

Löschdrohnen im Schwarmflug

Etwa 40 Projektideen gibt es und derzeit 56 Partner, die sich an dem WIR!-Projekt beteiligen wollen. In einer abschließenden Online-Veranstaltung präsentierten die Organisatoren, auf welchen Innovationsfeldern sich das Bündnis bewegen wird. Wenn da eines „Erneuerbare Energien“ heißt, dann geht es nicht nur um das Löschen von Windkraft- und PV-Anlagen oder von batterieelektrischen Speichern in Fahrzeugen und Gebäuden. Dann geht es gleichwohl um moderne Antriebe für die Fahrzeuge der Feuerwehr, die derzeit mit Diesel fahren.

Ebenso verlangen „Wald- und Vegetationsbrände“ nach Innovationen. In den Wäldern an der B 101 zum Beispiel, wo noch etliche militärische Hinterlassenschaften im Boden liegen, würden auch Drohnen im Schwarmflug die entsprechende Löschleistung bringen. Überhaupt ist der Gesundheitsschutz für die Einsatzkräfte mehr denn je ein Thema. Moderne Schutzbekleidung muss nicht nur den Klimaveränderungen angepasst sein. Unter Begriffen wie „smart wearables“, „Tracking“ und „Tracing“ verbergen sich die neuen Anforderungen an intelligente Signalsysteme in der Kleidung, die Leitstellen die Rückverfolgung oder das Verfolgen der Einsatzkräfte in Echtzeit ermöglichen.

Auch Konzepte zur Trennung, Säuberung oder Entsorgung von kontaminierter Kleidung sind in Arbeit. Die meisten Gebäude vor allem der Freiwilligen Feuerwehren müssen entsprechend ausgestattet werden.

Löschübung mit VR-Brille

Die „Anforderungsgerechte Vor-Ort-Information und Kommunikation“ ist ein Innovationsfeld für digitale Lösungen, die eine zuverlässige Funktion im ländlichen Raum sichern und auch im stressigen Einsatz noch gut zu bedienen sind.

Die moderne, digital ausgestattete Feuerwehr soll nicht zuletzt auch den zunehmenden Nachwuchsproblemen entgegenwirken und wieder mehr junge Leute für sich interessieren. Ort der Information und Anschauung wird ein entsprechend ausgestatteter Truck sein, der in die Regionen kommt – zu Festen wie auch zu Weiterbildungsveranstaltungen. Interessierte können dann zum Beispiel mit einer VR-Brille an einer virtuellen Brandlöschübung teilnehmen. Die Bündnispartner von „Feuerwehr der Zukunft“ wollen digitale Ausbildungsmodule entwickeln, die die Nutzer in Virtual Reality- und Augmented Reality-Umgebungen führen.

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