Smartes Erzgebirge

Das Erzgebirge hat, nach Zwickau, die höchste Industriedichte Sachsens. Die meisten Unternehmen sind Zulieferer für die Automobilbranche, die sich jedoch stark verändern wird. Das WIR!-Bündnis smartERZ will der Region neue Märkte eröffnen.

Im Erzgebirge kommen 54 Unternehmen auf 10.000 Einwohner, das sind 21 mehr als im sächsischen Durchschnitt. Das Erzgebirge ist also nicht nur landschaftlich attraktiv, sondern auch wirtschaftlich äußerst rege. Allerdings sind die meisten Betriebe in der Metallverarbeitung angesiedelt, produzieren Teile für die Automobilbranche. Mit zunehmender Elektromobilität werden Metallbauteile weniger gefragt sein. Das smartERZ-Bündnis setzt deshalb auf intelligente Leichtbaumaterialien, so genannte Smart Composites. Ein Projektteam entwickelt zum Beispiel Heizmodule, die in Textilien integriert sind und als Flächenheizungen für Elektroautos genutzt werden können. Während in konventionellen Fahrzeugen die Abwärme der Verbrennungsmotoren für die Innenraumheizung sorgt, ist das in E-Mobilen nicht möglich. Neue, individuelle Lösungen sind gefragt.

Ansicht eines textilen Geflechts
Verbindung schafft Intelligenz: Die Integration von Elektronik in Leichtbaumaterialien wie dieses textile Geflecht ermöglicht vielseitige industrielle Anwendungen. © Technische Universität Chemnitz

Sichere Wasserstoff-Tanks

Verbundwerkstoffe aus Faserkunststoff, die elektronische Funktionen enthalten, gehören ebenfalls zu den Smart Composites. Eingebaute Sensoren sorgen für Kontrolle – zum Beispiel in einem Wasserstofftank-Trägersystem für Brennstoffzellen-Autos. Die Behälter mit dem Wasserstoff sind einem Druck von bis zu 700 bar ausgesetzt und müssen deshalb erhöhten Sicherheitsanforderungen genügen. Ein smartERZ-Team entwickelt das intelligente Trägersystem zusammen mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Chemnitz. Dort hat sich in den letzten Jahren ein bundesweit wichtiger Forschungsstandort für die serienreife Entwicklung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen etabliert.

Schnitzen war gestern

Ansicht des smarten Transportwagens
Holz statt Metall: Diese modularen Holzwagen sind leichter als Metall, passen sich den Gegebenheiten an und bringen Waren sicher von A nach B, künftig auch mit intelligenter Sensorik. © LiGenium GmbH Chemnitz

Mit Holz arbeiten Kunsthandwerker im Erzgebirge schon seit Jahrhunderten. Doch das natürliche Material eignet sich nicht nur für liebevoll geschnitzte Figuren, sondern auch für ingenieurtechnische Anwendungen wie Leichtbausysteme. Die LiGenium GmbH, ein Chemnitzer Start-Up, entwickelt im Rahmen von smartERZ neuartige Transportbehälter aus Holz für den innerbetrieblichen Warenverkehr. Sie sollen die derzeit genutzten Metallbehälter künftig ersetzen. Holz hat viele Vorteile: es ist umweltfreundlich und recycelbar, wiegt weniger als Metall und kann mit intelligenten Funktionen versehen werden. So wollen die Entwickler in die hölzernen Behälter Sensoren integrieren, um sie jederzeit orten und Warenströme nachvollziehen zu können. 

Breit aufgestellt mit kühnen Ideen

Das smartERZ-Bündnis hat sich zu einem starken Team aus derzeit 168 Mitgliedern entwickelt. Um den Strukturwandel im Erzgebirge voranzubringen, arbeitet smartERZ eng mit den anderen regionalen WIR!-Bündnissen smartRAIL und rECOmine zusammen. Gemeinsam planen sie, eine digitale Innovationsplattform aufzubauen. Außerdem hält smartERZ engen Kontakt zu Zwanzig20-Inititativen wie C3-Carbon Concrete Composite. Ein Unternehmen aus dem Erzgebirge hat ein Heizsystem gebaut, das sich direkt in Wandelemente aus Carbonbeton integrieren lässt. An Know-how mangelt es in der Region nicht, nun gilt es, dieses für einen nachhaltigen Wandel umzusetzen.

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