Blockchain-Hotspot Mittweida

Bei Blockchain denken viele an Kryptowährungen wie Bitcoin. Dahinter steckt eine Technologie, die Computer direkt miteinander verbindet, ohne dass eine Zentrale für „Ordnung“ sorgen muss. In Mittweida hat man Ideen für völlig neue Anwendungen.

Mittweida will es wissen! Auf den ersten Blick traut man dem landwirtschaftlich geprägten Städtchen zwischen Dresden und Chemnitz diese große Neugier auf Zukunft gar nicht zu. Da nun aber schon zum zweiten Mal nach 2018 Prorektor Uwe Mahn von der Hochschule Mittweida das „Innovationsforum Blockchain“ im futuristisch wirkenden Medienzentrum eröffnet, spürt man: Die meinen es ernst. "Die", das sind rund 60 Frauen und Männer von Hochschulen, Universitäten, Unternehmen aus Mittweida, Wurzen, Chemnitz, Dresden, aus München, Berlin und Frankfurt am Main.

Blockchain-Forum in Mittweida Teilnehmer
Start frei für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Blockchain-Workshops. © PRpetuum GmbH

Master of Blockchain

Was sich wie der Titel eines Computerspiels anhört, kann man am „Blockchain Competence Center“ der Hochschule Mittweida studieren: Master im Bereich Blockchain. Andreas Ittner ist der Dekan der Einrichtung und einer der Antreiber des Bündnisses „Blockchain-Schaufensterregion Mittweida“. Vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Programms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region" gefördert, wollen die „Vorreiter“ von Hochschule, Stadtverwaltung und Volksbank Mittweida nichts weniger, als in die Jahre gekommene Abläufe auf neue Beine zu stellen: „Auch digitale Revolutionen passieren Schritt für Schritt. An der Hochschule wollen wir zeigen, dass wir mit Blockchain für Studierende, Lehrende und Mitarbeiter vieles einfacher, sicherer und effizienter machen.“ Zum Beispiel eigne sich ein Blockchain-Netzwerk mit App zum Ausstellen von Ausweisen für die Hochschule oder zur Nutzung der Bibliotheken und der Mensa. Aber auch die BAFÖG-Antragstellung könne künftig so erfolgen, sagt Andreas Ittner. Funktioniere diese Anwendung, dann werde man dies auf verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung bis hin zum Projektpartner Volksbank Mittweida ausdehnen.

Marktplatz Mittweida

So lebendig und intensiv wurde auf dem „Innovationsforum“ diskutiert und argumentiert, dass die Teilnehmer den großen Seminarraum förmlich in eine Börse der Ideen und Visionen verwandelten. Mal lauter, mal leiser trug beispielsweise Jürgen Mittmann seine Idee vor. Der Bauunternehmer bemüht sich seit Jahren um die Digitalisierung der Planungs- und vor allem der Bauprozesse auf seinen Baustellen: „Die Vorarbeiter und Bauleiter sind meine wahren Helden. Was sie alles im Kopf abspeichern, prüfen und täglich vor Ort entscheiden müssen, ist unglaublich!“ Dabei könne man mit allen in der Blockchain hinterlegten Plänen und Protokollen eine fehlerfreie und jederzeit aktuelle Dokumentation des Baufortschritts aufbauen. Alle am Bauvorhaben Beteiligten und Berechtigten hätten so die Möglichkeit, Änderungen sofort aufzunehmen und passgenaue Arbeiten zu planen.

Moderator Gunther Mitbauer (rechts) und der Wurzener Bürgermeister Jörg Rüblin
Moderator Gunther Mitbauer (rechts) und der Wurzener Bürgermeister Jörg Röglin diskutieren die Digitalisierung der Verwaltung. © PRpetuum GmbH

Mehr kommunale Zusammenarbeit

Für Bürgermeister Jörg Röglin aus Wurzen bietet Blockchain endlich die Möglichkeit, die Arbeitsebenen in den Verwaltungen der Gemeinden, Städte, Landkreise und Bundesländer digital nachhaltig zu verknüpfen. Besonders der wichtige Aspekt der Fälschungssicherheit von Dokumenten könne durch diese Technologie in einem Maße sichergestellt werden, die bisher nicht möglich war. Öffentliche Verwaltung und Bürger bekämen so die Chance auf ein transparentes Miteinander, das Entscheidungen schneller und klarer machen könne.

Mutige Ideen

Abgerechnet wird zum Schluss: Mit einem ausgeklügelten und transparenten Punktesystem kürten die Forum-Teilnehmer auf dem Marktplatz zehn neue Ideen zu ihren Favoriten und wählten sie so in die nächste Runde. Neben der digitalen Bauleitung und einem neuen Miteinander der Verwaltungen stieß unter anderem die Idee einer Blockchain-Energieplattform für Industriebetriebe auf großes Interesse. Damit soll der optimale Einkauf und Einsatz von Strom für die Produktion möglich werden. Nicht weniger spannend scheinen die Anwendungsmöglichkeiten bei Gerichtsverfahren oder auch bei den immer stärker nachgefragten sozialen Dienstleistungen für alte und mobilitätseingeschränkte Menschen. Das zweite Blockchain-Forum wird garantiert nicht das letzte gewesen sein.

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