Mit UV-Licht gegen UV-Licht
Die Dermatologie ist ein breites Einsatzfeld für UV-Leuchtdioden, die das Zwanzig20-Konsortium „Advanced UV for Life“ entwickelt. In der dermatologischen Klinik der Charité Berlin misst neuerdings ein UV-LED-Stift die Wirkung von Sonnenschutzmitteln.
Ein leicht gebräunter Teint gilt für viele unter uns als Schönheitsideal, als Ausdruck für „sportlich“ und „gesund“. Charité-Professor Jürgen Lademann benennt Coco Chanel als Trendsetterin. Von einem Trip an die Riviera 1923 brachte sie einen Sonnenbrand mit und erklärte kurzum gebräunte Haut zum neuen Lifestyle. „Verheerend“ ist der Kommentar des Dermatologen Lademann. Denn Hautbräunung sei immer die Folge einer Überdosis an UV-Strahlung, sei also immer mit der Zerstörung von Hautzellen verbunden. Wer sich davor schützen will, hat – im Gegensatz zu den Zeiten von Coco Chanel – hochwirksame Sonnenschutzmittel zur Verfügung. „Heute sind die Sprays und Emulsionen mit hohem Lichtschutzfaktor gleichzeitig Pflegeprodukte und kaum noch auf der Haut zu spüren“, sagt Jürgen Lademann. Der Wissenschaftler weiß, wovon er spricht. Große Kosmetikhersteller lassen ihre Produkte bei ihm in der Klinik für Dermatologie an der Charité Berlin testen, bevor sie auf den Markt kommen.
Nichtinvasive Messung
Der Dermatologe zeigt einen LED-Stift mit einem Durchmesser von etwa einem halben Zentimeter. Wer gute Augen hat, erkennt am stumpfen Stiftende die fünf Punkte – Ausgänge für insgesamt 30 Lichtfasern. Auf die mit Sonnenschutz eingeriebene Haut aufgesetzt messen sie die Wirkung des Mittels. Der LED-Stift ist eine Entwicklung innerhalb des Konsortiums Advanced UV for Life. Die Charité hat mit der Courage + Khazaka GmbH, der Hans Karrer GmbH und der Freien Universität Berlin an diesem Projekt gearbeitet. Es gehört zu den vom Bundesforschungsministerium geförderten Zwanzig20-Forschungsbündnissen, die innovative Lösungen für Zukunftsprobleme entwickeln. Hocheffiziente und leistungsfähige UV-LEDs sind für verschiedenste Lebensbereiche ein Fortschritt.

Wissenschaftler Lademann beschreibt das bisherige Vorgehen, wenn Sonnenschutzmittel daraufhin getestet werden, ob sie den angestrebten Lichtschutzfaktor erbringen: „Unterschiedliche Hautareale werden damit eingerieben und dann von einem Sonnensimulator bestrahlt, bis es zu einer Rötung, also zu einem Sonnenbrand kommt.“ Keine Frage, dass er in Bezug auf die Probandengesundheit nicht glücklich sein könne mit dieser Methode, sagt der Mediziner. Umso mehr ist er von der Funktionsweise des LED-Stiftes begeistert. Der arbeitet mit UVB-Strahlen. Das ist das Licht im Spektralbereich, das für die Hautrötung verantwortlich ist. Der Stift schickt die UVB-Strahlen durch die Lichtschutzcreme hindurch in die Oberhaut und misst das rückgestreute wieder austretende Licht. Je geringer dessen Wert, umso wirksamer ist der Sonnenschutz. „Mit dem UV-Stift kommen wir schnell zu einem genauen Messergebnis, ohne einen Sonnenbrand auf der Haut des Probanden zu erzeugen“, sagt der Dermatologe.

Sonnenschutz-Testsysteme
Das Forschungsbündnis Advanced UV for Life, das am Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) Berlin angesiedelt ist, entwickelt eine neue Generation von UV-Leuchtdioden im ultravioletten Spektralbereich. Der liegt in dem Wellenlängenbereich zwischen der Grenze zur Röntgenstrahlung (bei 100 Nanometern) und der Grenze zum sichtbaren Licht (bei 400 Nanometern).
Wenn von „Zukunftsproblemen“ die Rede ist, verbindet Dermatologe Lademann damit eine der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über Risiken des Sonnenlichtes. „Nicht allein das UV-Licht ist ab einer bestimmten Dosis für die Haut schädlich. Auch schon das Licht im sichtbaren Bereich fördert die Bildung von freien Radikalen in der Haut“, sagt der Mediziner. Aus seiner Sicht besteht die Lösung nicht nur in der Weiterentwicklung der entsprechenden Lichtschutzmittel. Mit Hilfe LED-basierter UV-Testsysteme könnten die Menschen selbst kontrollieren, wann die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut das gesundheitsfördernde Maß überschreiten.