
Wieder einmal ist die Automobilindustrie der Antreiber. Sauberer, sicherer, effizienter muss unsere Mobilität werden. Eine „Zauberformel“ dafür: Faserverbundstoffe. Steht ihr industrieller Durchbruch tatsächlich bevor?
Die Formenbau GF GmbH aus dem erzgebirgischen Marienberg ist ein Familienunternehmen in vierter Generation. Im Unterschied zu anderen Werkzeug- und Formenbauern interessierten sich Geschäftsführer Martin Dietze und sein Team schon vor vielen Jahren nicht nur für die klassischen Werkstoffe. Weil der Markt nach Innovation und neuer Qualität rief, stießen sie nicht ganz zufällig auf Faserverbund-Kunststoff. Und entwickelten die Werkzeuge und Formen für eben solche Bauteile, nach denen die Automobilzulieferer, die Haushaltsgerätehersteller und Medizintechnikfirmen händeringend suchten.
Beim Innovationsforum suchen Produzenten von Bauteilen aus Faserverbundstoffen händeringend Werkzeug- und Formenbauer mit viel Lust auf das Neue.
PRpetuum GmbH
Genau für Mittelständler wie die Formenbau GF GmbH wollte Thomas Heber das Innovationsforum „MultiForm“ auf die Beine stellen, dessen Abschlussveranstaltung Ende Januar in Dresden stattfand. Der Geschäftsführer des Vereins „Carbon Composites“, Abteilung Ost, bringt seine Gedanken auf den Punkt: „Im Firmenalltag bleibt zu oft keine Zeit fürs Know-how, knüpfen die Unternehmer zu selten neue Kontakte.“ Eine Marktforschung des Chemnitzer Instituts für Maschinen- und Anlagenbau ICM dazu brachte erstaunliche Fakten an den Tag: „75 Prozent der befragten Unternehmen des Werkzeug- und Formenbaus in den Neuen Ländern wünschen sich dringend mehr Wissen rund um die modernen Faserverbundstoffe sowie bessere Möglichkeiten, um in den Markt dafür zu kommen“, unterstrich Sebastian Ortmann vom ICM.
„Wir werden keine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem einen richtigen Faserverbundstoff finden“, sagt Kai Steinbach vom Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH. „Vielmehr gilt die Suche dem richtigen Werkstoff an der richtigen Stelle.“ Der Ingenieur Steinbach kann eine Erfahrung festhalten: „Die Zukunft gehört den Hybridwerkstoffen.“ Dabei werden die Anforderungen an Funktion, Design und Wirtschaftlichkeit unterschiedliche Kombinationen ergeben: Kunststofffasern zusammen mit Metallbauteilen und Kohlenstofffasern mit speziellen Legierungen der Oberfläche sind nur zwei der Möglichkeiten – die so vielfältig sind wie ihre Anwendungsgebiete: die B-Säule im Pkw, die elektronische Servolenkung, das Gehäuse für die Heckenschere…
In den verschiedenen Projektgruppen finden Werkstattgespräche statt.
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Thomas Heber schaut angriffslustig auf seine To-do-Liste: „Werkzeugsystemplattform zur Abbildung unternehmensübergreifender Entwicklungs- und Produktionsszenarien sowie Entwicklung von metallischen Beschichtungen zur Erhöhung der Standfestigkeit von Faserverbundwerkzeugen“ steht da geschrieben.
Was damit gemeint sei? „Wir wollen unseren Mittelständlern einen digitalen ‚Baukasten‘ an die Hand geben, eine Wiki-Plattform mit Know-how für Wissenschaft und Wirtschaft aus der Welt der Verbundstoffe aus Plastik, Carbon und Metall der besten Art“, definiert Thomas Heber das Ziel seiner Initiative. „Created in Saxony. Made in Germany.“ Diese Vision soll mehr und mehr Realität werden.