Corona-Hilfe aus dem 3D-Drucker

Bauteile für Alltagsmasken oder für hochwertige Schutzmasken im medizinischen Bereich kommen jetzt auch aus dem 3D-Drucker. Das Konsortium „AGENT-3D – Additiv-generative Fertigung“ stellt sein Know-how in den Dienst gegen Corona.

„Wir beteiligen uns an der Bekämpfung von Covid-19“ ist die aktuelle Botschaft des Forschungskonsortiums „AGENT-3D – Additiv-generative Fertigung“. Das Bundesforschungsministerium fördert das Bündnis im Rahmen des Programms „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“.

„Angesichts von unterbrochenen Lieferketten und Engpässen in der Produktion hat die Europäische Kommission alle Forschungscluster aufgerufen, ihre 3D-Drucker zu melden und sich an der Herstellung von relevanten Materialien zu beteiligen“, sagt Koordinatorin Elena Lopez vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) Dresden. Hier ist das „Additive Manufacturing Center Dresden“ angesiedelt. Die Zukunftswerkstatt des 3D-Drucks entwickelt additiv-generative Fertigungstechnologien, mit denen moderne Konstruktionswerkstoffe im 3D-Druck zu Bauteilen oder Strukturen verarbeitet werden.

Wegen der Homeoffice-Regelungen, so Elena Lopez, befänden sich die 3D-Drucker, die sonst für Experimente genutzt werden, auf Stand-by. Somit können sie zur Produktion von Bauteilen genutzt werden, die in der Corona-Krise dringend gebraucht werden. Wissenschaftlerin Lopez spricht beispielsweise von Ventilen für Beatmungsgeräte und von Maskenhaltern, die die Ohren des Pflegepersonals entlasten. Zudem würden von Projektpartnern Open-Source-Dokumente mit Anleitungen zum Drucken von Atemmasken entwickelt.

Alltags- und medizinische Masken

Maske aus dem 3D-Drucker
„mask4all“ – die Maske aus dem 3D-Drucker. © EDAG

Zur Entspannung der Versorgungslage hat die EDAG Group die Alltagsmaske „mask4all“ zur Selbstmontage entwickelt, damit die professionellen Masken primär dem Personal in Medizin und Pflege zur Verfügung stehen. Wer einen 3D-Drucker besitzt, kann sich die Halterungen für die Atemmaske selbst ausdrucken. Zwischen die Halteelemente können freiverkäufliche Stoffe oder Vliesmaterialien gespannt und auch ohne großen Aufwand gewechselt werden. Eine Liste geeigneter Materialien und die 3D-Druckdaten stellt der AGENT-3D-Partner EDAG kostenlos zur Verfügung (https://www.edag.com/de/edag-group/presse/corona-krisenstab/edagmask4all).

Die Firma 3D-Schilling, ebenfalls Agent-3D-Partner, stellt Formen für die Kunststoffteileproduktion her und ist derzeit an der Entwicklung medizinischer Masken aus Polyester beteiligt. Die Mittelschicht von mehreren Lagen Vlies soll so behandelt werden, dass sie Bakterien und Viren abtötet. Die Zertifizierung bis zur höchsten Sicherheitsstufe läuft am Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland, einem von bundesweit vier Prüfstellen für Atemmasken.

Ansicht der Clips
Diese Clips aus additiver Fertigung werden für Gesichtsschilder verwendet. © IWS

Kunden werden zu Produzenten

„Der 3D-Druck wird unsere gesamte Produktionswelt grundlegend verändern“ – unter dieser Vision hatte Agent-3D vor zwei Jahren zu einem World Café eingeladen. Corona-bewegt bewahrheite sich jetzt diese Prognose, meint Elena Lopez. Dass allerdings ein Virus dringend nach neuen Produktions-, Transport- und Logistiklösungen verlangen würde, ahnte keiner der Experten aus zahlreichen Branchen. Zielgenau dachten sie voraus und sammelten Ideen für neue Business-Konzepte – unter dem Tenor: Nicht mehr Waren werden verschickt, sondern Daten, mit deren Hilfe das Produkt erst kurz vor dem Kunden, ja sogar vom Kunden selber gedruckt wird. Einig waren sich die Workshop-Teilnehmer damals schon in der Überzeugung: „Die additive Fertigung wird die Produktion etlicher Waren zurück nach Europa holen.“

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